Ju-Jutsu - was ist das?

 

Ju-Jutsu ist ein modernes Selbstverteidigungssystem, das aus den geeignetsten Techniken des Judo, Karate, Aikido und Jiu-Jitsu entstanden ist. Inzwischen hat Ju-Jutsu diese Ursprungstechniken praxisorientiert und speziell auf Notwehr- und Nothilfesituationen, sowie für Einsatztechniken der Polizei weiterentwickelt und hat damit einen unverwechselbaren Charakter erlangt.

 

Die geschichtliche Entwicklung des Ju-Jutsu

Die ersten Informationen über Jiu-Jitsu stammen aus dem Jahre 1650. Zu dieser Zeit lebte in Japan ein Chinese namens Gembin, der die Kunst der waffenlosen Selbstverteidigung beherrschte. Er lehrte diese Techniken drei Samurais, so dass diese ohne Waffen andere überwältigen und Verbrecher verhaften konnten. Sie nannten das System Jiu-Jitsu. Es ist somit chinesischen Ursprungs, wurde aber durch die Japaner perfektioniert und weltweit bekannt.

Hier sei zu erwähnen, dass zur gleichen Zeit auch in Deutschland waffenlose SV-Techniken nachweislich in fast deckungsgleicher Form von Landsknechten praktiziert wurden. In beiden Fällen gerieten jedoch die Praktiken weitgehend in Vergessenheit. Nur einige wenige Personen trainierten weiterhin diese Techniken.1885 entdeckte der deutsche Prof. Dr. Belz in Japan diese in Vergessenheit geratene Selbstverteidigungsart aufs neue. Er beobachtete, wie ein Japaner in einer Provinzstadt Polizisten in diesen Techniken ausbildete. Er setzte sich dafür ein, dass diese Selbstverteidigungsart wieder an den Universitäten gelehrt wurde. Kano, der später aus Jiu-Jitsu Judo entwickelte, war einer der ersten Anhänger dieser wieder neu entdeckten Sportart. Da Kano sehr viel Einfluss hatte, machte er Jiu-Jitsu und Judo in relativ kurzer Zeit in ganz Japan und im Ausland populär. So wurden schon bald auch in verschiedenen europäischen Ländern und den USA diese Techniken von den Militärs und den Polizeien übernommen.

Erster deutscher Lehrer für Jiu-Jitsu war der Berliner Erich Rahn. Er gründete die ersten Jiu-Jitsu-Schulen und erhielt schon 1910 einen Lehrauftrag für Jiu-Jitsu bei der Berliner Kriminalpolizei. In der Folgezeit nahm die Zahl der Jiu-Jitsu-Anhänger immer mehr zu, und die Techniken wurden weiter entwickelt; ein einheitliches System gab es jedoch nicht. Als in den 50er und 60er Jahren noch einige Budosportarten wie Karate, Kendo und Aikido zu Judo und Jiu-Jitsu kamen, verlor die reine SV immer mehr an Bedeutung.

Dies war der Anlass für den Entschluss des DJB, ein neues, einheitliches System zu entwickeln. Der Auftrag ging an das Deutsche Dan Kollegium, und ein Gremium aus hochgraduierten Budo Dan Trägern wie Otto Brief, Werner Heim, Franz Josef Gresch, Richard Unterburger und Klaus Münstermann schufen in relativ kurzer Zeit ein modernes, einheitliches und zweckmäßiges Selbstverteidigungssystem, das man Ju-Jutsu nennt. Es wurden die wirksamsten und praxisrelevantesten Techniken aus Judo, Karate (Taekwon Do), Aikido und dem alten Jiu-Jitsu in das neue System aufgenommen.So durchlief die Selbstverteidigung eine enorme und erstaunliche Entwicklung. Einst sind aus dem alten Jiu-Jitsu die verschiedensten Budosportarten entstanden und jetzt sind sie wieder im modernen Ju-Jutsu vereint.

Die einzelnen Budosportarten waren inzwischen nach ihrer Entstehung nahezu perfekt entwickelt, als Einzelsportart jedoch nur bedingt für eine effektive und praxisnahe Selbstverteidigung geeignet. So wurde durch die Zusammenfassung der besten Budotechniken eines der modernsten und wirkungsvollsten SV-Systeme der Welt geschaffen. Die ersten fünf Dan-Träger dieser neuen Selbstverteidigung wurden 1969 graduiert.

Erster Bundestrainer war Peter Nehls, der in der Folgezeit wesentlich mit seinem Können und Wissen dem Ju-Jutsu zum Aufschwung verhalf. Verfolgen wir die Entwicklung der SV zurück, so stellen wir fest, dass immer wieder Polizeibeamte wesentlich an der Erhaltung und Entwicklung beteiligt waren, was zwangsläufig in der Natur der Sache liegt. Denn gerade der Polizeibeamte muss, um sein vielfältiges Aufgabengebiet bewältigen zu können, körperlich durchtrainiert und in der SV optimal ausgebildet sein, denn je nach Lage der Dinge muss er der Situation entsprechend das geeignetste Mittel bei der Durchsetzung des Rechts anwenden. Da die Techniken des Ju-Jutsu hierfür die Gewähr bieten, wurde diese waffenlose Selbstverteidigung bereits 1970, kurz nach ihrer Entstehung, in die Lehrstoffpläne der verschiedenen Polizeien aller Bundesländer aufgenommen und ist derzeit wesentlicher Bestandteil der Ausbildung.

Ihr Können zeigen die Ju-Jutsukas sowohl in Gürtelprüfungen, als auch im Ju-Jutsu Wettkampf.

Quelle:

Ju-Jutsu Praxis
Autoren: Josef Art - Erich Reinhardt
ISBN: 3-9800837-1-3

 

Ju-Jutsu-Links:

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